In der Ortsgemeinde Buchholz befinden sich zwei Kapellen in den Ortsteilen Sauerwiese und Oberscheid. Zu jeder dieser Kapellen gibt es eine interessante Geschichte zu erzählen ...


Kapelle Oberscheid

Im heutigen Buchholzer Ortsteil Oberscheid wurde 1857 eine kath. Kapelle auf private Initiative hin errichtet. Eine Mutter aus Oberscheid, die 15 Kinder gebar, dankte, dass wenigstens fünf von ihnen das Erwachsenenalter erreicht hatten. Sie dankte dafür Gott mit dem Bau einer Kapelle. Diese wurde sogleich als Gotteshaus geweiht und durfte daher den Auftrag und Namen der „Kreuzkapelle“, einer Kirche im zwei Kilometer entfernten Buchholz übernehmen. Die dortige alte Kreuzkapelle war 1590 anstelle eines Wegekreuzes errichtet worden, hatte aber im 18. Jh. den neuen Patronatsnamen des Hl. Pantaleon erhalten, sodass man danach das Oberscheider Kirchlein nunmehr Kreuzkapelle taufte.

„Nothelferaltar im Durchgang zur Pfarrkirche“
Besonders erwähnenswert fand 1940 der Kunstführer für den Kreis Neuwied einen Altar in der Kapelle in Oberscheid, der zuvor in der ehemaligen, inzwischen niedergelegten Buchholzer 14-Nothelferkapelle und dann in der abgebrochenen Pfarrkirche gestanden haben soll. Dieser Altar war in der ersten Hälfte des 19. Jh. geschnitzt worden. Die Oberscheider Kreuzkapelle gab den Altar vor 1980 an die Buchholzer Hauptkirche zurück, denn in Oberscheid wollte man die damals rd. 120 Jahre alte Kapelle renovieren. Im Frühjahr 2010 lag der wertvolle Altar, in Einzelteile zerlegt, am Kopfende eines Flures zwischen dem alten Turm und der neuen Pfarrkirche in Buchholz. Der wertvolle, in früheren Kunstführern beschriebene Altar ist den 14 Nothelfern gewidmet.

Aus der Geschichte
Die Kapelle in Oberscheid wurde 1857 errichtet. Das schlichte Gotteshaus wurde 1980 in Eigenleistung der Oberscheider Dorfgemeinschaft umfassend renoviert. Die Innenausstattung der Oberscheider Kreuzkapelle von 1857 profitierte von der Niederlegung der Buchholzer Hauptkirche im Jahr 1860, sie konnte einige Sakralgegenstände von dort übernehmen.

Beschreibung
Die Kapelle ist 5,0 m lang und weiß verputzt. Oberhalb der Eingangstüre ist ein Stein mit der Jahreszahl 1857 eingelassen. Über der Eingangstüre befindet sich ein kleines Schutzdach. Das Satteldach ist verschiefert, auf ihm sitzt ein kleines Glockentürmchen mit Glöckchen und ist geschmückt mit einem schmiedeisernen Kreuz.

Inneres
An der linken Wand hängt ein Marienbild. Die Kapelle bietet dem Besucher ausreichend Sitzgelegenheiten. Ihre Decke ist mit hellen Holzleisten verkleidet, die Wände sind mit roten Klinkern versehen. Der Altar ist eine schlichte Mensa. In der Rückwand der halbrunden Nische hängt ein modern gestaltetes Emaillekreuz.

(aus „Ein Stück Himmel aus Stein“ – Ein heimatlicher Führer zu 85 der schönesten Kapellen zwischen Sieg und Wied sowie am unteren Mittelrhein, Hermann-Joseph Löhr, 2010)


Marienkapelle Sauerwiese

„Dem Militärflugplatz gewichen“, Kapelle in Sauerwiese
Nur wer zu Fuß unterwegs ist, kann im kleinen Buchholzer Gemeindeflecken Sauerwiese die sehr gepflegte Marienkapelle auf einem stillen Wiesenstück in der Nähe des Anwesens der Familie Weißenfels entdecken. 1938 wurde das aus dem frühen 19. Jh. stammende Kirchlein zum zweiten Mal errichtet.

Aus der Geschichte: „Nach Kevelaer zur Wallfahrtskirche“
Um 1830 machte sich der mit seinem Grund und Boden an die Mußer Heide anrainende Mußer Einwohner Becker auf den Weg nach Kevelaer zur dortigen Wallfahrtskirche. Er löste damit sein Gelübde ein. Becker hatte seine Frau verloren und sah sich gezwungen, zusätzlich zu seiner schweren körperlichen Arbeit sein krankes, mutterloses Kind zu pflegen. Er sah sich außerstande, noch lange für das Kind zu sorgen. In seiner Not versprach er dem lieben Gott, sich auf den weiten Weg nach Kevelaer zu machen, falls sein schwer erkranktes Kind vor ihm sterben würde. Das Kind starb, Becker machte sich auf den Weg. In Kevelaer nahm er an der Wallfahrtsprozession teil, kaufte eine Muttergottes-Statue, ließ die Figur weihen und trug sie den weiten Weg nach Hause. Dann baute er zum Schutz der Gottesmutter-Statue jenseits seines Hofes auf einem Stück unwegsamen Landes der Mußer Heide eine kleine Kapelle. Über die Eingangstüre setzte er ein Fenster, am Satteldach befestigte er ein Kreuz. Bald kamen auch andere, beteten hier zur Gottesmutter und klagten ihr Leid, legten immer wieder Blumen nieder oder zündeten Kerzen an. Über 100 Jahre pflegten die Nachkommen die Kapelle.

„Fliegerhorst Mußer Heide wird im NS angelegt“
Auf der Mußer Heide wurde 1935 von der deutschen Wehrmacht der Fliegerhorst „Mußer Heide“ angelegt und 1937/38 zum Militärflugplatz ausgebaut. Rund 28 ha Gelände wurden zur militärischen Sperrzone erklärt. Das karge, nicht aufgeforstete Land brachte den bisherigen Eigentümern wenig landwirtschaftlichen Ertrag. Für die militärische Nutzung wurde eine Flurbereinigung durchgeführt. Beim Bau der Start- und Landebahn ergab es sich, dass „Beckers Kabäll“ aus dem Jahrhundert zuvor im Weg stand. Grundeigentümer des Kapellenplatzes war mittlerweile Anton Weißenfels aus Sauerwiese, ein Nachfahre Beckers. Anton Weißenfels trug die alte, lehmverputzte Kapelle ab und baute sie an einem Feldweg auf eigenem Grund und Boden 1937 wieder auf. Sie wurde 1938 eingeweiht. Seither unterhält die Familie die Kapelle.

Beschreibung
Es ist ein kleiner rechteckiger, weiß verputzter Steinbau mit halbrundem Schluss und offenem Vorbau. Die Kapelle selbst ist nur 6 m2 groß. Das geschieferte Satteldach trägt ein Glockentürmchen. Die Kapelle ist durch die großzügig überdachte Vorterrasse für viele Besucher ausgelegt. Im Innern lassen sich weit über 50 Danktäfelchen an die Gottesmutter für gewährte Hilfe zählen. Die Danktäfelchen mögen anderen Mut machen, auch auf der Sauerwiese um Hilfe zu bitten!

Inneres
Der Innenraum ist tonnengewölbt, Licht erhält der dämmrige Raum durch zwei Seitenfenster. Eine gekrönte Madonna mit Kind, eine hehre Gestalt von königlicher Haltung brachte Vater Becker damals aus Kevelaer mit. Stets brennen Kerzen in der Kapelle, stets steht frischer Blumenschmuck im Raum. Ein Zeichen, dass täglich Betende kommen. Im schmucken Umfeld steht ein Wegekreuz und eine Bank lädt zum Verweilen ein.

(aus „Ein Stück Himmel aus Stein“ – Ein heimatlicher Führer zu 85 der schönesten Kapellen zwischen Sieg und Wied sowie am unteren Mittelrhein, Hermann-Joseph Löhr, 2010)

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